Hamburger Abendblatt am 14. Dezember 20012

Rocco Cantorelli –Erlebnisse eines Friseurs

 

Der Ammersbeker erzählt in seinem Buch „Alles „Haarsträubend“ von der Arbeit in London, New York und als Chefmaskenbildner bei Musicaltourneen                     von Alexandra Schulz

Wer sich in Ammersbek langweilt, könnte mal wieder zum Friseur gehen: Rocco Cantorelli ist wie Theater. Weil er viel erlebt hat, gibt es sogar verschiedene stücke. Und anders als im Theater bekommt der Besucher bei ihm zu der Unterhaltung noch einen neuen Haarschnitt, gegen Bezahlung natürlich. Wer nett fragt, könnte etwas aus folgendem Programm wählen: Cantorelli hat sein Salon in Ammersbek seit 2007, aber er arbeitete vorher schon in London, am Broadway in New York und als Chefmaskenbildner mobil auf Musicaltourneen bei „Evita“ und „Jesus Christ Superstar“ zum Beispiel. Er war in Stuttgart, in Offenbach, in Hamburg. Und er erzählt gerne, wie es hinter der Bühne zuging.

 

Gewidmet hat er das 222 Seiten starke Werk seinen Nerven.

Immer wieder hat jemand gesagt, er solle die Geschichten aufschreiben, sagt er. Und das hat er getan. 222 Seiten in siebeneinhalb Monaten. „Ich hatte Glück und habe direkt einen Verlag gefunden.“ Gewidmet ist das Buch „Alles Haarsträubend“ seinen Nerven, wirklich, das steht auf Seite zwei. Und so ist schon im Vorwort zu ahnen, welche Geschichten Cantorelli zu erzählen hat: die zickiger Künstler und noch zickigerer Kundschaft. „Ich bin in meinem Buch geraderaus“, sagt Cantorelli. „Ich bin sarkastisch, witzig, manche denken, kurz vor der Grenze der Boshaftigkeit. Das mag nicht jedem gefallen, ich polarisiere eben.“

 

Das scheint auch während seiner Zeit hinter der Bühne gewesen zu sein. Im Buch erzählt es, wie gut er sich mit einigen Kollegen verstanden hat, aber er berichtet auch von Konstellationen, in denen er sich gemobbt fühlte. Der Leser des Buches mag sich fragen, ob Cantorelli hin und wieder nicht selbst zur Verschärfung der Unstimmigkeiten beigetragen hat. Aber Schuld haben, das als halbphilosophischen Einwurf, ohnehin immer beide Seiten – das ist schon aus dem Kindergarten bekannt. Ein ehemaliger Chef hatte gesagt, dass er jemanden so exzentrisch wie Cantorelli nicht noch einmal einstellen werde. Er habe darüber gelacht, schreibt Cantorelli

 

Sessel mit Leopardenfellbezug schmücken den Salon.

Ob Rocco Cantorelli exzentrisch ist, kann jeder für sich entscheiden – ob das, wenn ja, gut ist oder nicht, auch. Sein Salon „Rocco´s Art“ jedenfalls ist sehr viel bunter als die Ammersbeker Umgebung. Wer die Tür öffnet, ist umgeben von orangefarbenen Wänden, Spiegeln in Goldrahmen, Sessel mit Zebra- und Leopardenstoffbezug – und derzeit weihnachtlicher Fensterdekoration. Rocco Cantorelli trägt einige Ohrringe, einen glitzernden Stein am Zahn und an diesem Tag ein auf die Wand abgestimmten orangefarbenen Pullover. Er passt in sein Geschäft.

Und das ist eine schöne Kulisse für skurrile Situationen. „In meinem Buch erzähle ich, was einem Friseur alles passieren kann“, sagt Cantorelli. Zum Beispiel habe sich eine Kundin mal in die Hose gemacht. Diese Situation wird im Kapitel Psycho 1 beschrieben. Unter Psycho 2 erzählt Cantorelli von Kunden, die ihm so unangenehm sind, dass er ihre Haare nicht schneiden möchte. Über eine Frau mit besonders verfilzten Haaren schreibt er: „Das war die Kundin, der ich im Traum ins Bein biss.“

 

Es gibt aber auch ernste Thema, die ihn beschäftigen. „Was ist zum Beispiel, wenn jemand beim Friseur stirbt?“, sagt Cantorelli. Doch, das kommt vor, im Buch passiert das dem Kollegen einer Kollegin. Dort sei einer alten Dame unter der Trockenhaube etwas komisch geworden, nach einem Glas Wasser sei es ihr besser gegangen. Und auf dem Weg zur Kasse sei sie dann ungekippt. „Bum. Weg war sie“, schreibt Cantorelli. Die Frau konnte natürlich nicht mehr bezahlen – und deswegen schickte der Friseur die Rechnung an ihren Sohn. Der hielt das für pietätlos, war empört und der Meinung, der Friseur müsse auf das Geld verzichten. Und das wiederum fanden sowohl Cantorellis Kollegen als auch er selbst nicht in Ordnung. „Natürlich ist das traurig“, sagt Cantorelli. „Aber wenn die Frau ihre Wohnung renoviert hätte und nach ihrem Tod käme die Rechnung des Malers, müsste das doch auch bezahlt werden.“ Man sei auf das Geld angewiesen. „Ich verdiene ein bescheidenes Gehalt“, sagt Cantorelli. „Manchmal spüle ich Teller in einem Restaurant, um etwas dazuzuverdienen.“

 

Edle Windhunde und ihre Rennen sind seine Leidenschaft.

 

Seine nicht ganz günstige Leidenschaft sind Miloh, Arwen, Amlaith, Bilbo und Pippin, mit Nachnamen nicht Cantorelli, sondern Of The Shire. Alle fünf sind Windhunde, und es gibt bei den Namen einen Bezug zu Herr der Ringe, weil Cantorellis Mann Fan der Geschichte ist. Es stehen Pokale im Salon, und Schleifen hängen an der wand. So etwas können Windhunde gewinnen, wenn sie schön sind oder schnell. Weil Hunde Geld kosten, steht auf dem Schreibtisch ein rosafarbenes Schwein. Das Trinkgeld geht direkt an die Hunde. „Die Pokale habe ich aufgestellt, damit die Kunden sehen, dass das Geld ankommt. Cantorelli ist stolz auf seine Hunde: „Die langhaarige Variante der Whippets ist selten. Miloh war in Europa der zwölfte seiner Rasse. Und auch wenn er nicht so viel verdient: Er erzählt mit Stolz aus seinem Leben.

 

Er hat auch Barockgesang und Moderationstechnik studiert.

Er hat Barockgesang studiert, er singt Sopran, das ist bei Männern selten. Später studierte er noch Moderationstechnik, mit 37 war er fertig. „Als ich nach der Zeit in Amerika wieder nach Deutschland kam, hatte ich alle möglichen Jobs und bekam dann Hartz IV. Ein Mitarbeiter des Arbeitsamtes hat zu mir gesagt: Sie haben so viel gemacht, die Vermittlungschancen ist gleich null. „Ich musste mir meinen Arbeitsplatz selber schaffen“.“ Rocco Cantorelli hat viel gesehen, wovon andere nur lesen können. Oder hören, wie erwähnt, in seinem Salon.

 

Jeder Dienstleister erlebt solche Geschichten. Aber es trauen sich nicht alle, die zu erzählen – über sein Buch.

Das, was mir abgeht, ist zum Teil um Längen witziger als das, was im Fernsehen läuft – über den Alltag im Salon.

Den Bums mache ich mit einem Riesenknall wieder zu – kurz nach der Salon-Eröffnung.

Der Kunde ist König. Aber nur, solange er sich auch wie ein König zu benehmen weiß – über unfreundliche Kunden.

Krieg ist keine Katastrophe im hiesigen Sinn. Schlimmer ist, wenn der Friseur Urlaub hat – über die Terminvergabe.   

 

Lübecker Nachrichten vom 18. November 2012

 

Von Jens Seemann

 

Friseur Rocco Cantorelli hat die Welt gesehen. In Ammersbek wurde er sesshaft. Nun hat er ein Buch geschrieben.

Sein Schreibstil ist geradlinig und direkt. Sein Werdegang ist es nicht. Rocco Cantorelli ist Sänger, Schauspieler, Friseur, Maskenbildner und Moderator. Und seit wenigen Wochen ist er Buchautor. Er nimmt seinen Leser in „Alles Haarsträubend“ mit auf seinem Weg über Paris, London und in die Backstage- Stage- Bereiche des New Yorkers Broadway ins schleswig-holsteinische Ammersbek. Cantorelli beschreibt sein Leben hinter den Theater- Kulissen und hinter dem Friseurstuhl seines Salons „Rocco´s Art“ in Ammersbek.

Der spielte in seinen Planungen eigentlich nie eine Rolle. Nach seiner Schulzeit studierte Cantorelli Barock- Gesang und ist seither einer von weltweit wenigen männlichen Sopran-Stimmen. Doch leben ließ sich damit nicht gut. „Um etwas Handfestes zu können, entschloss ich mich Friseur zu werden“, sagt Cantorelli. Sein Ziel war es, anschließend als Maskenbildner zu arbeiten.

Zur zusätzlichen Maskenbildner-Ausbildung kam er nicht mehr. Während seiner Friseurlehre wechselte er dreimal den Salon. „Um möglichst viel zu lernen“, sagt er. Und er jobbte nebenher in der Maske von Theatern. Dort überzeugte er so sehr, dass ein Fotograf ihm ein Angebot für eine Fotoproduktion im amerikanischen Florida unterbreitete. Seiher liest sich seine Vita wie ein Reisetagebuch. Cantorelli ging für einige Monate nach Paris, leitete anschließend eine Weile einen Salon in London, bevor er nach Hamburg zurückkehrte. Von dort aus tourte der Maskenbildner mit Musicalproduktionen wie Jesus Christ Superstar, Evita und My Fair Lady durch die Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien und die Slovakei.

„Dann lockte wieder Amerika. Die ganz große Nummer“, sagt Cantorelli stolz – und meint den Broadway von New York. Dort arbeite er als Maskenbildner für unterschiedliche Musicals wie Will Roger´s Follies, Les Misérables, Guys and Dolls oder Camelot. „Und manchmal durfte ich für kleine Rollen sogar auf die Bühne“, sagt Cantorelli, der nach zwei Jahren in den Vereinigten Staaten zurück nach Europa wollte.

In Stuttgart, Offenbach und Hamburg leitete er anschließend die Maskenabteilung, bevor ihn 2007 sein Weg zurück nach Stormarn führte. In Ammersbek ist der Einzelkämpfer sesshaft geworden. Zwischen Spiegeln und Waschtisch erlebt er die „dollsten Geschichten“. Und er hat sie aufgeschrieben.

Sein Buch ist keine Autobiografie. Dafür hätten 222 Seiten nicht gereicht. Cantorelli nennt es „Plaudereien eines Friseurs“. Und sagt: „Wie, es Zeit wurde.“ Es ist ein Stück Therapie. Deshalb widmet er es seinen Nerven.

Witzig, locker und launig plaudert der Schleswig- Holsteiner über Geschichten, die sein Friseur-Alltag schreibt. Zwischen den Zeilen aber auch ziemlich direkt macht Rocco Cantorelli seinem Ärger Luft. Er ist sicher: „Das sind Themen die jeder Friseur, ja jeder Dienstleister, erlebt – doch niemand würde es so offen sagen.“

Wie kein zweiter kennt er die Sorgen seiner Kunden. Unfreiwillig wird er zum Zuhörer, Tröster und Ratgeber. „Ich bin aber nicht für die Probleme im Kopf, sondern am Kopf zuständig“, sagt der Autor.

Und dann gibt es Szenen in denen er sich fühlt, als sei er nur „Haarabschneider“. Cantorelli beschreibt Kundinnen, die es nicht verstehen wollen, dass auch er Urlaub plant. Und er beschreibt den Aufschrei, wenn er seine Preise erhöhen muss. Zu einer unschönen Sitte sei es geworden, vereinbarte Termine unkommentiert verstreichen zu lassen. „Dann könnte ich vor Wut platzen.“

Tut er aber nicht. Er hat angefangen es aufzuschreiben. Bei seinen Lesungen honorierten sogar Kundinnen, die sich wiedererkannten, seinen Mut. Das mache ihm Hoffnung, dass Friseure bald wieder mehr Respekt entgegengebracht werde.

 

Nordhandwerk, Magazin der Handwerkskammer

 

Novemberausgabe 2012

 

Von Jens Seemann

Rocco Cantorelli veröffentlicht sein Erstes Buch - weil es Zeit wurde

Witzig, locker und launig schreibt Friseur Rocco Cantorelli in seinem ersten Buch über seine Erlebnisse zwischen Spiegel und Waschtisch – und über respektlose Kunden.

Sein Schreibstil ist geradlinig und direkt. Sein Werdegang ist es nicht. Rocco Cantorelli ist Sänger, Schauspieler, Friseur, Maskenbildner und Moderator. Und seit wenigen Wochen ist er Buchautor. Er nimmt seinen Leser in „Alles Haarsträubend“ mit auf seinem Weg über Paris, London und in die Backstage- Stage- Bereiche des New Yorkers Broadway ins schleswig-holsteinische Ammersbek. Cantorelli beschreibt sein Leben hinter den Theater- Kulissen und hinter dem Friseurstuhl seines Salons „Rocco´s Art“. Der spielte in seinen Planungen nie eine Rolle. Seit 2007 ist der Einzelkämpfer dennoch sesshaft geworden. Zwischen Spiegel und Waschtisch erlebt er „die dollsten Geschichten“.

Sein Buch ist keine Autobiografie. Dafür hätten 222 Seiten nicht gereicht. Cantorelli nennt es „Plaudereien eines Friseurs“. Und sagt: „Wie, es Zeit wurde.“ Es ist ein Stück Therapie. Deshalb widmet er es seinen Nerven.

Witzig, locker und launig plaudert der Schleswig- Holsteiner über Geschichten, die sein Friseur-Alltag schreibt. Zwischen den Zeilen aber auch ziemlich direkt macht Rocco Cantorelli seinem Ärger Luft. Er ist sicher: „Das sind Themen die jeder Friseur, ja jeder Dienstleister, erlebt – doch niemand würde es so offen sagen.“

Wie kein zweiter kennt er die Sorgen seiner Kunden. Unfreiwillig wird er zum Zuhörer, Tröster und Ratgeber. „Ich bin aber nicht für die Probleme im Kopf, sondern am Kopf zuständig“, sagt der Autor.

Und dann gibt es Szenen in denen er sich fühlt, als sei er nur „Haarabschneider“. Cantorelli beschreibt Kundinnen, die es nicht verstehen wollen, dass auch er Urlaub plant. Und er beschreibt den Aufschrei, wenn er seine Preise erhöhen muss. Zu einer unschönen Sitte sei es geworden, vereinbarte Termine unkommentiert verstreichen zu lassen. „Dann könnte ich vor Wut platzen.“

Tut er aber nicht. Er hat angefangen es aufzuschreiben. Bei seinen Lesungen honorierten sogar Kundinnen, die sich wiedererkannten, seinen Mut. Das mache ihm Hoffnung, dass Friseure bald wieder mehr Respekt entgegengebracht werde.

 

Basses Blatt, 2. Oktober 2014

 

Neuengörser Frisör plaudert aus seinem Alltag

 

Haarsträubende Geschichten aus dem „Lockenladen“ von ohe

Neuengörs (ohe). Wenn Rocco Cantorelli mit Freunden in Plaudern kommt, dann erzählt der Frisör und Maskenbildner gerne etwas aus seinem Berufsalltag. Denn das, was ihm seine Kunden zwischen Schere, Föhn und Trockenhaube so alles mitteilen, hat oft einen hohen Unterhaltungswert. Da geht es um mehr als Stufenschneiden oder Strähnchen färben.

 

„Oft vertrauen mir Kunden, die ich kaum kenne, ganz intime Details an“, sagt Rocco Cantorelli. In seinem Ammersbeker Salon darf jeder über alles reden. Da geht es um Liebe, Leid, große Gefühl, kleine Gesten, aber auch um Politik und Philosophie. „Das musst du einmal aufschreiben“, rieten Bekannte Rocco Cantorelli immer wieder, wenn dieser haarsträubende Geschichten aus seinem „Lockenladen“ zum Besten gab. Jetzt hat der Frisör aus Neuengörs sein erstes Buch „Alles Haarsträubend“ veröffentlicht. Seit August ist das Taschenbuch im Handel.

„In den Geschichten kann man sich wiedererkennen“, meint der schreibende Frisör. Die Namen seiner Kunden gibt er natürlich nicht preis. „Ich habe die Geschichten vermischt, mehrere einer Person zugeteilt und andere auf mehrere Figuren verteilt.“

Unbefangen, locker und witzig – so ist Rocco´s Art nicht nur beim Haare schneiden. Auch als Autor bleibt er seiner Linie treu.

 

Markt vom August 2012

 

Haarige Geschichten, Ammersbeker Friseur „packt aus“

Weit hat ihn sein Beruf getragen. Paris, London, New York oder Seattle. Rocco Cantorelli hat auf seiner Reise einiges gesehen und einiges erlebt. Diese Erlebnisse hat er nun in einem Buch zusammen getragen. „Alles Haarsträubend, Plauderei eines Friseurs“, so der Titel des Buches. Aber wie kam es dazu?

„Als Friseur hat man sehr engen Kontakt zu seiner Kundschaft. Wir fassen unsere Kunden an, das lässt man sich ja nicht von jedem gefallen. Dabei hören wir die eine oder andere Geschichte. „Schreib das doch mal auf“, habe ich immer gehört, wenn ich mal eine dieser Storys zum Besten gab. Selbstverständlich ohne Namensnennung.“

Eines Tages war er da, der richtige Moment, der Rocco Cantorelli, der einen kleinen Friseursalon unter dem Namen Rocco´s art in Ammersbek, Lübecker Straße 7, betreibt, dazu veranlasste, viele seiner Erlebnisse zu Papier zu bringen.

„Ich habe die Geschichten einfach durcheinander gewürfelt, neu gemischt und zusammengestellt. Da braucht kein Leser Angst zu haben, sich wiederzuerkennen.“

 

In witziger und amüsanter Weise schildert der Autor diese kleinen Begebenheiten. Auf jeden Fall ist dieses Buch für jeden Dienstleister, jeden Mann und jede Frau.

 

Das Buch ist im edition-fischer Verlag erschienen. Kaufen kann man das Buch beim Verlag, in jeder Buchhandlung, im Internet oder bei Rocco direkt. Absolut lesenswert.